Billeder Auswanderer in die USA


Die Familie Gängler 1907Die Familie Gängler 1907

Trotz verheerender Epidemien in den Jahren 1842 mit 230 Toten, 1849 mit 275 Toten, 1878 mit 283 Toten und 1892 mit 271 Toten hat die Bevölkerung Billeds, dank hoher Geburtenzahlen, im 19. Jahrhundert ständig zugenommen. Zwischen 1850 und 1892 ist die Einwohnerzahl um rund 1.200 Personen auf 4.993 gestiegen.
Bei gleich bleibender Ackerfläche bedeutete dies eine starke Zunahme derer, die keines oder nur wenig Feld besaßen. Statistisch entfielen am Ende des vergangenen Jahrhunderts in Billed 1,6 Joch Ackerfläche auf einen Einwohner. 1910 besaßen 53% der Familien in Billed weniger als 3 Joch Feld. Sie mußten als Knechte, Mägde und Tagelöhner, bestenfalls als Pächter, Viertel- oder Halbscheidbauern ihr Brot verdienen. Dass viele von ihnen gerne bereit waren, in das „Wunderland“ Amerika zu ziehen, ist nur sehr verständlich.
Die Vereinigten Staaten von Amerika hatten nach dem Bürgerkrieg (1861-1865) eine enorme Entwicklung der Industrie erfahren und damit einen großen Bedarf an Arbeitskräften. Das große, an Bodenschätzen reiche, aber dünnbevölkerte Land warb um Einwanderer.

Die Auswanderung aus Billed begann 1890 und setzte sich bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges fort. Wir wissen nicht genau, wie viele im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts ausgewandert sind.
Der Bevölkerungsrückgang von 4.993 im Jahre 1892 auf 3.548 im Jahre 1900, bei einem Geburtenüberhang von 331 Personen in der gleichen Zeit, lässt den Schluß zu, dass in diesen Jahren über 1.500 Personen nach Amerika ausgewandert sind. Den bisher erforschten Schiffspassagierlisten ist zu entnehmen, dass zwischen 1902 und 1913 nochmals 421 Personen in die Vereinigten Staaten ausgewandert sind.
Alle Schiffspassagierlisten werden im amerikanischen Nationalarchiv aufbewahrt, sie sind dort oder auf Mikrofilmen in der Familiengeschichtlichen Bibliothek der Kirche der Heiligen der letzten Tage in Salt Lake City einzusehen.
Die Auswanderer fuhren mit der Bahn zu den deutschen Nordseehäfen Bremen und Hamburg. Wie den Schiffslisten zu entnehmen ist, verließen 80% der Billeder Auswanderer über Bremen mit der Norddeutschen Lloyd Europa. Andere schifften sich in Hamburg, Antwerpen und einige auch in Rotterdam ein.
Ab 1904 konnten die Auswanderer auch über den ungarischen Hafen Fiume oder über den österreichischen Hafen Triest fahren.
Die Schiffsreise dauerte 3-4 Wochen. In Amerika landeten die Schiffe in den Häfen Baltimore und New York. Bevor die Auswanderer an Land durften, wurden ihre Einreisepapiere und ihr Gesundheitszustand geprüft. Dabei kam es zu sehr dramatischen Vorkommnissen, wenn die Einreise verweigert wurde und die Menschen kein Geld für die Rückreise hatten.
Wie in den Schiffslisten vermerkt, zogen die Billeder Auswanderer der Jahre 1902-1913 zu ihren Verwandten, die schon früher ausgewandert waren.
Es ist sehr erstaunlich, dass die Billeder sich in dem großen Land nicht sehr zerstreut haben. Von den 421 aufgelisteten Billedern zogen 154 Personen (37%) nach Cincinnati, weitere 84 (20%) zogen nach New Brunswick und 55 (13%) nach St. Louis. Die anderen verteilten sich auf 17 weitere Städte.
Wie den Listen aus dem „Deutsch-Ungarischen Kalender“ der Jahre 1937, 1942 und 1952 zu entnehmen ist, lebten damals Billeder schon in 42 Städten in Amerika.

Die wenigsten Auswanderer wollten für immer in der Fremde bleiben. Sie hofften, nach einigen Jahren so viel Verdient zu haben, um sich nach der Rückkehr eine Existenz als Handwerker oder Kleinbauer aufbauen zu können. Vielen ist dies auch gelungen, manche verloren ihr hart erarbeitetes Geld durch Wirtschafts- und Finanzkrisen.
Wie viele zurückgekehrt sind, wissen wir nicht, es könnten 25-30 % der Ausgewanderten sein. Meistens sind die Jüngeren nicht mehr zurückgekehrt.
Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges sind nochmals etwa 40 Familien und nach dem Zweiten Weltkrieg weitere 42 Billeder Familien nach Amerika ausgewandert.
(BHB 1999)

Weiterführende Links

Billeder und Banater Auswanderer in den Schiffslisten von David Dreyer
Bremer Passagierlisten (das Original)




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