Die Gräber schweigen
Zeitzeugen berichten über die blutigste Grenze Europas - Band 1
2008 hat der aus Billed stammende Journalist Johann Steiner zusammen mit seiner Temeswarer Kollegin Doina Magheţi ein Buch unter dem Titel „Die Gräber schweigen. Berichte von der blutigsten Grenze Europas“ herausgegeben. Danach ist das Buch in rumänischer Übersetzung im Polirom-Verlag in Jassy erschienen.
Wenn sich die Sonne in den 1970er und 1980er Jahren im Westen neigte, haben viele rumänische Staatsbürger, aber auch manch ein Deutscher aus der DDR die Flucht über die Westgrenze Rumäniens gewagt.
Stacheldraht und Wasser, die Donau, Schießbefehl und Folter haben sie nicht abgeschreckt. Der Drang nach Freiheit war so groß, dass sie ihr Leben riskierten.
Die knapp 1.000 Kilometer lange Westgrenze Rumäniens ist in den 1980er Jahren zur blutigsten in Europa geworden.
Vermutlich sind an dieser Grenze mehr Menschen ums Leben gekommen als an der innerdeutschen. Doch das ist unbekannt. Denn von den Untaten der Soldaten an der Grenze zu Ungarn und Jugoslawien hat nur selten ein Journalist berichtet.
Rumänien war ausschließlich von kommunistischen Staaten umgeben. Selbst die Presse im relativ liberalen Jugoslawien musste auf die Befindlichkeiten des nördlichen Nachbarn Rücksicht nehmen.
Johann Steiner, Doina Magheti: "Die Gräber schweigen. Berichte von der blutigsten Grenze Europas", Verlag Gilde & Köster, Troisdorf, 2008, 162 Seiten.
ISBN 978-3-00-024991-4.
Die Gräber schweigen - Band 2
2010 legten Steiner und Magheţi einen zweiten Band unter demselben Titel vor.
Die Autoren warten mit neuen Erkenntnissen auf.
Auch in dem neuen Band kommen Flüchtlinge zu Wort. Ihre Geschichten sind chronologisch geordnet. Die ersten reichen in die Zeit des Zweiten Weltkrieges hinein. Sie handeln von der Flucht aus den Tito-Lagern im serbischen Teil des Banats, über die Hilfe, die die Grenzgänger von ihren Landsleuten im rumänischen Teil des Banats erfahren haben, aber auch über ihren weiteren Weg in den Westen.
Sie beschreiben die weitgehend unbekannten Greueltaten der kommunistischen Partisanen, denen die Flüchtlinge entkommen wollten. Andere Berichte handeln von den ersten gelungenen Fluchten von Rumänien nach Jugoslawien und dem Zwangsaufenthalt der Flüchtlinge in serbischen Arbeitslagern.
Über das Fluchtgeschehen Mitte der 1950er Jahre und die Zustände in den rumänischen Gefängnissen gibt der Bericht von Peter Schuster aus dem siebenbürgischen Mediasch Aufschluss. Er legt eine an Dramatik kaum zu übertreffende Geschichte vor.
Wie man als Taucher durch den Bega-Kanal nach Serbien gelangen konnte, schildert der aus dem bekanntesten Banater Musikhaus stammende Anton Braun.
Im zweiten Band kommen, anders als im ersten, auch die Schwimmer zu Wort. Wie viel Glück notwendig war, um an die Donau zu gelangen und diese auch noch schwimmend zu überwinden, teilt Alfred Waldenmayer aus Guttenbrunn im Banat dem Leser mit. Seine Geschichte zeigt aber auch, wie wichtig es war, dass die Flucht auch gut vorbereitet war, sowohl auf rumänischer als auch auf jugoslawischer Seite der Donau.
Solch einen Tod wünscht sich bestimmt keiner.
Peter Eisgeth aus dem siebenbürgischen Zeiden wähnte sich schon auf dem Weg in den Westen, ist aber allem Anschein nach ganz jämmerlich ums Leben gekommen. Ob er erstickt oder aber bei lebendigem Leibe gekocht wurde, das weiß keiner und ist wohl auch nicht mehr zu klären, berichtet sein Bruder Volker. Am 4. April 2010 wäre Peter Eisgeth 70 Jahre alt geworden. Seit dem Tag, als er in seinem Heimatort in einen mit Knochenfett gefüllten Tankwaggon gestiegen ist und ein Bekannter die Luke hinter ihm versiegelt hat, sind 36 Jahre vergangen. Statt in Mailand ist er in Craiova angekommen: tot.
Wie wenig Verlass auf die selbsternannten Fluchthelfer war, führt uns Lothar Hafer aus Altsadowa im Banater Bergland vor Augen, der mit zwei Freunden im Schlauchboot die Donau überwunden hat. Sein Bericht wirft auch ein Licht darauf, wie unsanft die jugoslawischen Behörden selbst in den 1980er Jahren noch mit Häftlingen umgesprungen sind.
Ignaz Pfleger aus Jahrmarkt im Banat schildert, wie einem zumute ist, wenn man fast ein Vermögen ausgibt, um kurz vor dem Fall des Eisernen Vorhangs in den Westen zu gelangen.
Wie man in einen offen stehenden Kofferraum und ohne Wissen des Fahrers über die österreichisch-deutsche gelangt, schildert der aus Temeswar stammende orthodoxe Priester Gheorghe Naghi.
Steiner berichtet in diesem 304 Seiten starken zweiten Band auch über die Flucht der vielfachen Turn-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin Nadia Comǎneci nach Ungarn und anschließend in die USA, ferner über den Fluchtweg der Temeswarer Pop-Gruppe Phönix über Jugoslawien nach Deutschland. (Aus dem Heimatblatt 2010)
Johann Steiner, Doina Magheţi: „Die Gräber schweigen. Berichte von der blutigsten Grenze Europas“, Band 2, Gilde & Köster, Troisdorf 2010, 304 Seiten.
ISBN 978-3-00-031829-0.
Johann Steiner hat der HOG Billed mehrere Exemplare des zweiten Bandes hinterlassen.
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