Nachrufe Josef Herbst
Abbildung oben: Josef Herbst vor dem Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof an Allerheiligen 2016
Nachruf - von Werner Gilde
Und unausweichlich kam vor Kurzem dieser Tag. Der Tag, an dem die Billeder mit dem Ableben von Josef Herbst einen ihrer Großen verloren haben. Einen, der sein gesamtes Leben hinweg seine Landsleute und seine Heimat aus tiefstem Herzen unterstützt hat. Seine Leistungen und sein Einsatz für die Gemeinschaft bleiben uns allen in Erinnerung.
Bereits in Billed hatte Josef Herbst immer eine Arbeitsstelle zum Nutzen der Allgemeinheit. Zuerst war er Fahrer bei einem Betrieb, der Wege und Brücken in Ordnung hielt. Als Fahrer auf einem alten Rot Kreuz Auto, an dem er jeden Sonntag etwas zu reparieren hatte. Ich erinnere mich heute noch gut an den immensen Berg von Ersatzteilen, welche sich unser Sepp - von wo auch immer - organisiert hatte. Später bekam die Gemeinde ein besseres Fahrzeug und so musste sonntags nicht mehr geschraubt werden.
Josef Herbst war als stellvertretender Feuerwehrkommandant immer an vorderster Front mit dabei, wenn es einen Brand zu löschen gab. Er war aber auch maßgeblich bei den Festen beteiligt, die die Freiwillige Feuerwehr organisierte. Oder auch bei den Schwabenbällen, bei denen er oftmals im Organisationsteam mitgewirkt hat. Er war überall, wo man seine Hilfe gebraucht hat, zur Stelle.
Seit seiner Flucht nach Deutschland und der Ankunft in seiner neuen Heimat in Gaggenau war Josef Herbst Mitglied der Landsmannschaft der Banater Schwaben.
Im Kreisverband der Banater Schwaben Rastatt war er ein aktives Mitglied und viele Jahre im Vorstand. Bis zur Auflösung des gemischten Chors war er als Sänger sehr geschätzt. Auch im Chor der Banater Schwaben Karlsruhe war er, solange seine Gesundheit es ihm erlaubte, engagiert.
Unser Sepp war offen für alle, die Freude an Kultur, an Gesang und Tradition hatten und Gemeinschaft erleben wollten. Wenn es ihm möglich war, war er bei sämtlichen Veranstaltungen des Kreisverbandes Rastatt und Karlsruhe mit dabei.
Als Stellvertretender Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Billed e.V. war er mir immer eine große Hilfe bei unseren Billeder Veranstaltungen. Hier erwähne ich die 250 Jahr Feier von Billed, 90 Jahre Billeder Feuerwehr oder unsere Heimattreffen.
Bei den Seniorennachmittagen hat unser Sepp die Landsleute mit Nachrichten aus Billed, Deutschland oder dem Rest der Welt informiert.
Eigentlich kann man sich die Gemeinschaft der Billeder ohne Josef Herbst nicht vorstellen. So präsent war er zeitlebens in dieser Gemeinschaft. Umso trauriger und betroffener macht uns nun dieser endgültige Abschied.
Er ist zwar gestorben, aber in unserer Erinnerung wird er mit uns und mit den Billeder verbunden bleiben. „Nur der ist wirklich tot, der keinen guten Namen hinterlässt“, sagt ein altes persisches Sprichwort. In diesem Sinne werden wir uns an Josef Herbst als großen Billeder und Banater Schwaben erinnern.
In großer Dankbarkeit für alles, was er für die Heimatgemeinschaft Billed e.V.und die Banater Schwaben getan hat, nehmen wir von unserem Josef Herbst Abschied und werden seiner stets in Ehren gedenken.
Seiner Frau und den Angehörigen gelten unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme.
Josef Herbst, lieber Sepp, ruhe in Frieden!
Josef Herbst zum Abschied und Gedenken - von Elisabeth Martini
Josef Herbst aus Billed ist am 18. Juni 87 Jahre alt geworden, ohne dass man es ihm wirklich anhörte, wenn er aus innerster Überzeugung ein Problem anging, zumal es bislang für ihn kein unlösbares Problem gegeben hat, bis auf eines, das nun die Natur oder der liebe Gott löste.
Als Seppi, Sepp, Vedr Sepp kennen ihn die Billeder, die anderen als Herr Herbst, den man alles, was Billed und die Billeder betrifft, fragen konnte und bestimmt auch manches, was über Billed hinausreicht, unser Banat und die Welt. Er ist das lebendige Einwohneramt Billeds, der Mann, der anhand der rigoros-genau geführten Ortskartei Bescheid weiß über mehr als 3.500 Billeder in der ganzen Welt, auf 4 Erdteilen. Auch über Verwandtschaften, besondere Billeder Vorkommnisse, auch manchen Klatsch und Tratsch. Ersatz für ihn werden wir nur sehr schwer finden.
Geboren 1933, erlebte er noch als Kind die Blütezeit banat-schwäbischer Landwirtschaft und Kultur, Billeder Gemeinschaftssinn, das Wirken zum Wohle der Mitmenschen. Immer schon wissbegierig, hat er viel und gern gelesen, aber das Gelesene packend auch anderen mitgeteilt, erzählt, vor allem wenn es um Karl-May-Bücher und Winnetou ging. Doch leider brach auch in die Billeder Schein-Idylle der Krieg ein, führte junge Männer an die Front, in den Tod – so auch den Vater von Sepp, der vor Stalingrad fiel. Da musste Sepp versuchen, in der Bauernwirtschaft die Lücke zu schließen, mitzuhelfen, der Familie die Existenz zu sichern, vor der Zeit aufzuhören, Kind zu sein.
Nach der Entrechtung der Deutschen und der Enteignung allen Besitzes war es zusätzlich die schulische Umstellung auf Unterrichtssprache Rumänisch, die allen schwäbischen Kindern – so auch Sepp – große Schwierigkeiten bereitete, Ängste, Entbehrungen und doppelten Fleiß erforderte.
Private Unterkunft in Temeswar, zu dritt im Bett, meist hungrig und voller Heimweh, Schulstress - das alles ist oft verdrängte Erinnerung, war damals jedoch bittere Realität und nur Winnetou konnte das existierende Elend vergessen lassen – auch wenn Hans oder Peter -seine Billeder Gefährten in der Temeswarer Not lage - vor Müdigkeit inzwischen eingeschlafen waren. Mit der Zeit und mit Fleiß erlernte man Rumänisch, denn auch die härteste Nuss kann mit eisernem Willen geknackt werden.
Die weitere berufliche Ausbildung von Sepp Herbst kam zu kurz, denn die Baragan-Verschleppung der Familie, der Kampf ums Überleben zwang zu Schwerarbeit und Verzicht auf vieles. Doch auch unter diesen Bedingungen in der trostlosen Öde und den winterlichen Gefährdungen durch Schneesturm und Eis verlor er weder Hoffnung, noch Witz und Humor. Überstand auch den militärischen Arbeitsdienst, bevor er – nach Billed zurückgekehrt – seine Lissi heiratete. Zwei Söhne haben sie zu aktiven, verantwortungsbewussten Menschen erzogen, die – wie ihr Vater - gern für die Gemeinschaft tätig sind, auch ihre Kinder mit Erfolg in diesem Geiste erziehen.
In Billed hat Sepp als Fahrer des Rot-Kreuz-Wagens viele kranke Billeder zum Facharzt in Temeswar gefahren, ins Krankenhaus, war hilfsbereit und prompt. Doch so richtig frei und unbeschwert ließ man auch ihn im sozialistischen Rumänien nicht leben, sodass – nach langem Ringen mit sich selbst – der Wunsch nach Freiheit ihn mit Sohn Hans und Anhang 1981 illegal über die Grenze trieb. Nach dreiwöchiger Haft in Jugoslawien erreichten alle wohlbehalten Nürnberg, hielten – für später – den erträumten Moment der Ankunft im Foto fest.
Nach einem Jahr konnte auch Lissi mit Sohn Alfred auswandern, man ließ sich in Gaggenau nieder, arbeitete und sparte fleißig, sodass bald auch das Eigenheim Realität wurde. Überall, wo Sepp Herbst auftrat, herrschte Bombenstimmung, weil er gerne andere unterhielt, für sie Feste organisierte, bei allen gemeinnützigen Unterfangen aktiv mitwirkte: bei der Feuerwehr, in verschiedenen Chören, bei Fasching- und Kerweihbällen, beim Erfassen der Billeder Friedhofsgräber, als Aussiedlerbetreuer in Rastatt. Als Rentner hatte er die Möglichkeit, fast alle Billeder Verstorbenen auf ihrem letzten Weg zu begleiten; in Billed ließ er für sie die Glocken läuten, an die Banater Post schickte er pünklich die Daten zu Heim und Familie: Geburtstage, Hochzeiten, Geburten, Todesfälle. Ohne ihn und seine nette Art, mit Menschen umzugehen, wären die Billeder – und nicht nur sie – ärmer. Ja, auch in Gaggenau nahm er engagiert am öffentlichen Leben teil, war in Vereinen tätig, war beliebt bei seinen Mitmenschen, blieb trotzdem bescheiden und ehrlich, hilfsbereit und entgegenkommend.
Kraft und Energie, Witz und Humor reichten zuletzt doch nicht aus im Kampf gegen die unerbittliche Krankheit. Zweimal glaubte er, sie besiegt zu haben, doch sie schlug ein drittes Mal zu – da reichte jedes Ankämpfen und Aufbäumen nicht mehr!
Dass er zwischendurch noch fleißig aufschrieb, was er dachte und fühlte, was er seiner Familie und seinen Landsleuten, seinen Billedern, noch mit auf den Weg - ohne ihn - , geben wollte, werden wir nach und nach veröffentlichen. Er wird auch weiterhin bei uns sein, vergessen werden wir ihn nie!
Zum Abschied dankt der Vorstand im Namen der Billeder Gemeinschaft Josef Herbst für all das, was er mit Herzblut für seine Mitmenschen getan hat, auch seiner ganzen Familie, die ihn immer unterstützt und mit ihm gelitten hat und diese Lücke nur schwer verkraften wird. Wir wünschen Trost und Stärke im Gedanken, dass er da war, wir ihn hatten!
Josef Herbst war Gründungsmitglied des Chores der Banater Schwaben aus Rastatt - von Dr.-Ing. Norbert Neidenbach
Der Chor der Banater Schwaben aus Rastatt wurde 1989 unter der Leitung von Walter Berberich gegründet, hatte seinen ersten Auftritt bei der Weihnachtsfeier in 1989 und hat über die ganzen Jahre seines Bestehens diese Feiern begleitet - wobei Josef Herbst einer der beständigsten und engagiertesten Mitglieder war.
Josef Herbst hat bei allen Auftritten des Chores mitgewirkt - so weit es seine Gesundheit zugelassen hat. Er hat bei den Auftritten bei den Bundestreffen, bei Heimattagen, bei Messen, bei den "Tagen der Heimat" des Bundes der Vertriebenen, bei Benefizkonzerten und vielen anderen Auftritten mitgewirkt.
Als der Chor, nach dem Bundestreffen in 2011, wegen der fortgeschrittenen Altersstruktur und auch aus privaten Gründen des Chorleiters, seine Aktivitäten beendete, hat Josef Herbst sich sogleich eine andere Möglichkeit der kulturellen Betätigung gefunden und ist dem Chor der Banater Schwaben aus Karlsruhe beigetreten.
Aber Josef Herbst hatte seine Freizeit und seine Energie nicht nur dem Chor sondern auch der sozialen Rolle des Chores und der Landsmannschaftlichen Organisationen in der Banatschwäbischen Gemeinschaft zur Verfügung gestellt. Er war - seit 2012 - Mitglied des Vorstandes des Kreisverbandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Rastatt und hat sich auch hier sehr engagiert. Er hat aktiv bei Weihnachtsfeiern mitgewirkt, hat Gedichte und weihnachtliche Texte vorgetragen und seine Hilfe und Unterstützung jederzeit angeboten. Und diese war natürlich auch jederzeit willkommen.
In den letzten Jahren konnte er zwar - aus gesundheitlichen Gründen - nicht mehr so aktiv mitwirken, wie er es gewünscht hätte, er war dennoch bei den meisten Veranstaltungen mit dabei und hat unseren Verband nach Kräften unterstützt.
Der Vorstand des Kreisverbandes Rastatt der Landsmannschaft der Banater Schwaben e. V. hat mit Josef Herbst ein engagiertes Mitglied verloren und spricht seiner Familie sein innigstes Beileid aus.
Die Zeit beim Chor der Banater Schwaben Karlsruhe - von Dietmar Giel
Nachdem der Chor der Banater Schwaben Rastatt aufgelöst wurde, schloss sich Josef Herbst am 1. März 2012 dem Chor der Banater Schwaben Karlsruhe an. Obwohl er mit seinen fast 79 Jahren nicht mehr der Jüngste war, nahm er die fast 35 Km zwischen Gaggenau und Karlsruhe in Kauf um immer wieder pünktlich bei den Proben und Auftritten des Chores anwesend zu sein. Seine außergewöhnlich gute Tenorstimme machte sich schnell auch beim Chor der Banater Schwaben Karlsruhe bemerkbar. Auch seine humorvolle Art mit den Sängerinnen und Sänger sowie dem Publikum umzugehen war einzigartig. Seine Vorträge bei den verschiedensten Veranstaltungen sind unvergessen und werden uns für immer in Erinnerung bleiben. Schweren Herzens musste er sich gesundheitsbedingt Ende 2018 vom Chorgesang verabschieden. Er blieb dem Chor jedoch bis zu seinem Lebensende stets verbunden.
Die Mitglieder des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe sind unsagbar traurig, denn er wird uns fehlen. Da wird immer eine Lücke bleiben, die er stets ausfüllte. Mit ihm sind wir wunderbare Wege gegangen. Wir haben gelacht, gefeiert und gehofft. Er wird ewig in unseren Gedanken, in unseren Erinnerungen und in unseren Herzen sein. Wir werden ihn nicht vergessen und sind ihm für immer dankbar, dass wir ihn bei uns in der Chorgemeinschaft hatten.
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