Die "Gottlower Goth" ist 100 Jahre alt

Abbildung oben: der Billeder Kalvarienberg, das Wahrzeichen der Gemeinde

Seit drei Jahren lebt die Goth im Altersheim

Seit ich denken kann, ist sie für mich die "Gottlower Goth". "Goth", weil sie meine Ferm-Goth ist und ihr Vater und mein Backes-Ota Halbbrüder waren. "Gottlower" Goth, weil sie in Gottlob lebte.
Geboren allerdings wurde Barbara Rothgerber am 4. September 1920 in Billed. Denn ihr Vater, Michael Rothgerber, war Billeder; seine Frau Barbara stammte aus Großdorf (Nagyfal bei Perjamosch). Er war Sattler, sie war Malerin. Die Tochter Barbara war ihr einziges Kind. In den 1920er Jahren gab es schon einige Sattler in Billed, daher zog die junge Familie nach Gottlob, wo sie Arbeit und ein neues Zuhause fanden. Die "Gottlower Goth" wurde Schneiderin. Auf dem Foto sitzt die Puppe auf einem Tuch, damals als Wandschmuck üblich, mit dem Spruch "Zwei Lebensstützen brechen nie, Gebet und Arbeit heißen sie." Da sie nie geheiratet hat, lebte und arbeitete sie im Haus ihrer Eltern, am Dorfrand von Gottlob, zum Bahnhof hin.

Als ich in der Grundschule war, habe ich jeden Sommer eine Woche der Ferien bei ihnen verbracht. In der Nachbarschaft wohnten zwei Mädchen, die Anni und die Hedi, mit denen ich viel gespielt habe. Wir drei Mädchen hatten etwas gemeinsam, und zwar war die Gottlower Goth die Fermgoth von uns allen dreien. Auf diese Woche habe ich mich immer sehr gefreut. Genauso gefreut hat sich aber auch die "Altgoth", die keine eigenen Enkelkinder hatte und uns drei Mädchen sehr mochte.

Sehr gemocht habe ich im Haus meiner Gottlower Goth auch eine große Jugendstil-Hängelampe mit vielen schönen Glaskugeln und Glasstäbchen. Altgoth und Path hatten sie zu ihrer Hochzeit im Jahr 1919 bekommen. Als wir alle aus dem Banat ausgewandert sind, habe ich meine Goth um diese Lampe gebeten. Zu meiner großen Freude hängt sie nun schon seit vielen Jahren über unserem Esstisch. Einen Ehrenplatz in unserem Wohnzimmer hat auch die Puppe, mit der die Goth als kleines Mädchen gespielt hat. Sie trägt jetzt eine schwowische Tracht, die die Goth ihr genäht hat. Die Lampe und die Puppe erinnern mich immer noch an die schönen Ferienwochen bei ihr in Gottlob.

Die Goth als kleines Mädchen mit ihrer Puppe. Die trägt jetzt eine schwowische Tracht, die die Goth ihr genäht hat. Die Lampe und die Puppe erinnern mich immer noch an die schönen Ferienwochen bei ihr in Gottlob.Die Goth als kleines Mädchen mit ihrer Puppe. Die trägt jetzt eine schwowische Tracht, die die Goth ihr genäht hat. Die Lampe und die Puppe erinnern mich immer noch an die schönen Ferienwochen bei ihr in Gottlob. Nach der politischen Wende in Rumänien, als die Nachbarfamilien nach Deutschland übergesiedelt sind, kam im Jahre 1990 auch die Goth nach Deutschland. Die ersten Jahre lebte sie in Worms, danach in Frankenthal in der Nähe des Nachbarmädchens Anni, zu der sie immer sehr engen Kontakt hatte. In den Anfangsjahren in Deutschland hat die Goth mit ihrem Beruf als Schneiderin ihre kleine Rente etwas aufbessern können, indem sie in Worms für eine Kirchengemeinde und in Frankenthal für Bewohnerinnen eines Seniorenheims Kleinigkeiten genäht hat.

Vor zehn Jahren zog sie nach Augsburg, wo Moni, eine der Töchter Annis, mit ihrer Familie lebt, erst in eine kleine Wohnung, vor drei Jahren dann in ein Altersheim. Moni und ihr Mann, die selber schon eine kleine Enkelin haben, kümmern sich liebevoll um sie. Deren Besuche zusammen mit dem kleinen Mädchen sind ihre größte Freude. Moni und ihr Mann Egon haben einen sehr schönen Schrebergarten, in welchem sie zum 100ten Geburtstag der Goth ein kleines Fest organisiert hatten. Die Vorsitzende und einige Vertreter des Kreisverbandes der Banater Schwaben Augsburg kamen mit einem sehr schönen großen Blumenstrauß zum Gratulieren. Die Goth hat sich über die schön dekorierten Tische und die Feier insgesamt sehr gefreut. Hermann und ich waren auch angereist und haben uns gefreut, sie geistig so wach und froh zu sehen.

Ich wünsche der Goth weiterhin Gesundheit und noch viele frohe Tage.



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