Handballgeschichte in Billed
Jakob Ballmann bringt als Gymnasiast das Regelwerk des Carl Schelenz von Schäßburg nach Billed. Seither wird mit Unterbrechungen im Dorf Handball gespielt.
Wie oft ist Michael Mutters Schlachtruf über dem Handballplatz auf dem Hof der Billeder Schule erschallt. Wie oft hat er mit seinen humorvollen Einlagen Spieler angefeuert und unter den 200 Zuschauern auf den Tribünen für Heiterkeit gesorgt? Doch das ist Geschichte und wird so nie mehr sein.
Die Billeder Handballerfamilie der 1970er und 1980er Jahre ist in alle Winde zerstreut. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen eine aus Banater Schwaben bestehende Auswahl, wäre sie denn je möglich gewesen, jede Nationalmannschaft dieser Welt hätte besiegen können.
Von den vielen Guten, die in Banater Dorfmannschaften, in Schulen und Klubs in den Städten herangewachsen sind, seien nur die zur absoluten Weltklasse gehörenden genannt: Mischi Redl, Hans Moser, Hansi Schmidt und Josef Jakob. Inzwischen fehlen den Banater Dörfern Handballer und Mannschaften. Mit den Deutschen sind auch sie von der Bildfläche verschwunden.
In der Banater Heide existiert die letzte Kreismeisterschaft Rumäniens. Darin machen drei Mannschaften mit: Billed, Hatzfeld und Lowrin. „Wir haben keine Gegner mehr“, sagt Adam Csonti.
Keiner hat dem Billeder Handball so lange gedient wie die beiden: Der aus Alexanderhausen stammende und zum Billeder gewordene Turnlehrer Pierre fast 20 Jahre lang, von 1963 bis 1982.
Danach trainiert Nikolaus Frecot kurze Zeit die Seniorenmannschaft, die Jugend übernimmt Helmut Hehn. Auf sie folgt der am 28. Dezember 1957 geborene Csonti, er trainiert beide Teams. Heute hat Billed zwei Mannschaften. Adam Csonti ist Spieler, Trainer und Klubvorsitzender in einer Person.
Der Handball war in Billed einmal eine deutsche Domäne. Die heutigen Spieler tragen kaum noch deutsche Namen.
Der am 27. März 1932 geborene Pierre hat es in kommunistischen Zeiten als Deutscher oft schwer, und Csonti hat es nach der Wende nicht einfach. Denn mit der Liquidierung der kommunistischen Landwirtschaftsbetriebe sind auch die Sponsoren verschwunden. Den Klubs fehlt die Unterstützung.
Trotzdem versucht Csonti die Fahne weiter hochzuhalten. Sein Lehrmeister Pierre ist stolz auf ihn.
Der Sportlehrer, der heute in Langenfeld bei Leverkusen lebt, weiß: „Adi war ein williger Spieler, den ein Trainer immer wieder aufbauen und aufrichten konnte.“
Dass Adi einmal in seine Fußstapfen treten würde, hätte Pierre nie gedacht. Heute steht dem Autodidakten Csonti all die Handballfachliteratur zur Verfügung, die Pierre sich in Rumänien und später in Deutschland zugelegt hat. Der Lehrer hat sie seinem Schüler geschenkt.
Das Regelwerk des als Vater des Handballspiels bekannt gewordenen Carl Schelenz bringt Jakob Ballmann (geboren am 9. August 1920) aus Schäßburg mit, wo er als Gymnasiast mit Edmund Schiffbäumer in einer Mannschaft spielt. Schiffbäumer wird 1939 mit dem Turnverein Bistritz rumänischer Handballmeister.
Unter Ballmanns Anleitung versuchen sich Billeder Jugendliche erstmals als Handballspieler auf dem Fußballplatz neben der Hanffabrik.
Die Billeder Jugend fährt meist mit Pferdewagen zu Spielen nach Bogarosch, Alexanderhausen oder Neusiedel.
Zu den Spielern der ersten Stunde gehören Hans Slavik (Lange), Peter Schwartz, Hans Frank, Hans Sauer (Bäcker), Jakob Lahni (Stickels), Jakob Billinger, Nikolaus Mann, Hans Welter (Siwasche) und Hans Steiner (Lange).
Einen Klub oder eine feste Mannschaft gibt es in jenen Jahren nicht, so Jakob Ballmann.
Im Winter stellt Stefan Unger seinen Kinosaal für Krafttraining zur Verfügung. Auf dem Programm stehen Gymnastik, Übungen zur Kräftigung der Brustmuskulatur an von der Decke herabhängen Seilen und Würfe mit schweren Lederbällen.
Im Krieg ist der Spielbetrieb eingeschränkt. Die jüngeren Jahrgänge machen aber weiter.
Slavik bestreitet sein erstes Handballspiel 1944 in der Billeder Mannschaft, in der Jugendliche der Jahrgänge 1927 und 1928 mitmachen.
Mannschaftskapitän dieser Truppe ist Hans Schmidt (Altgasse). Ferner gehören ihr an: Adam Rothgerber, Peter Gilde (Altgasse), Janni Braun (Kirchengasse), Jakob Müller (Kirchengasse) und Jakob Rieder (Hauptgasse).
Das Spiel wird in Alexanderhausen ausgetragen. Weil der Zug wegen Fliegeralarms nicht fährt, machen sich die Spieler zu Fuß auf den Weg ins Nachbardorf und kommen auch rechtzeitig an. Das Spiel kann um 15 Uhr angepfiffen werden. Es endet 2:2.
Mit der Russland-Deportation im Januar 1945 verliert die Billeder Mannschaft eine Reihe von Spielern. Dazu gehört auch ihr Kapitän Hans Schmidt. Er wird im Oktober 1949 aus Russland zurückkehren und erneut zur Mannschaft stoßen.
Doch kaum ein Jahr später ist er schon wieder weg, er wird Arbeitssoldat in Kronstadt.
Trotz des Aderlasses geht es weiter.
Im Winter halten sich die Spieler mit Lauf-, Kraft- und Geschicklichkeitstraining in Form.
Hinzu kommen Turnübungen im kleinen Sportsaal der alten Schule.
Die Billeder treten gegen Mannschaften aus Hatzfeld, Bogarosch, Lenauheim, Perjamosch oder Warjasch an.
In einer Meisterschaft müssen die Billeder neun Monate lang ihre Heimspiele in Neubeschenowa austragen, weil ein Handballanhänger einem Schiedsrichter nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung einen Tritt versetzt hat.
1947 hören die meisten der älteren Jahrgänge auf zu spielen.
Kurze Zeit trainiert Lehrer Hans Gehl die Mannschaft, dann gründet Hans Slavik (Lange) eine neue Mannschaft. Ihr gehören an: Hans Muhl, Hans Trendler, Jakob Helfrich, Franz Herrenreich (Tor), Nikolaus Mann, Adam Rothgerber, Hans Trendler, Hans Braun, Jakob Billinger, Jakob Braun, Nikolaus Gilde, Adam Schaljo, Peter Slavik, Jakob Rieder, Hans Schmidt (Altgasse), Georg Neumann, Franz Krogloth, Nikolaus Ballmann, Matthias Rieder, Hans Slavik (Hermskellersch), Iancu Legendi und Jakob Klein (Vertgass).
Nach 38 Monaten ist er 1954 wieder zu Hause. Er macht weiter.
In jene Zeit fallen auch die ersten Versuche, auf dem Kleinfeld zu spielen.
Mit der Verschleppung eines guten Teils der Spieler in den Baragan 1951 leidet der Handballbetrieb in Billed erneut.
Hans Slavik berichtet weiter: „Weil wir keine Sponsoren hatten, mussten wir uns selbst helfen.
Die Einnahmen reichten gerade aus, um die Richter zu bezahlen. Deshalb sammelten wir im Dorf für die eine oder andere Tombola, die auf Sportlerbällen abgehalten wurde. Aus den Erlösen konnten wir uns von Franz Rollinger zwölf Paar Schuhe anfertigen lassen.
Die Konsumgenossenschaft stellte uns billige Leinwand zur Verfügung, aus denen Mädchen, die Schneiderinnen waren, die nötige Kleidung fertigten.
Aber auch Bälle mussten wir kaufen.
Zu Auswärtsspielen ging es meist mit Pferdefuhrwerken. Der Direktor der Hanffabrik pflegte nur dann ein Lastauto bereitzustellen, wenn die Mannschaft vorher zwei Waggon Hanf zum Bahnhof transportiert hatte.
Das war auch nur möglich, weil Hans Neumann, der Buchhalter der Genossenschaft, mit im Boot saß, so Hans Slavik.
Als der Sportplatz neben der Hanffabrik aufgegeben wurde, mussten die Spieler einen neuen neben der Ziegelei anlegen. Sowohl auf dem Groß- als auch auf dem Kleinfeld kommen die Billeder Mannschaften nie über die Kreisliga hinaus.
Zu den erfolgreichsten Spielern, die der Billeder Handball hervorgebracht hat, gehören Peter Schwartz und Raimund Steiner.
Beide spielen auf dem Großfeld im rumänischen Oberhaus: Schwartz als Student für Stiinta Temesvar und Steiner für Bogarosch.
Anfang der 1960er Jahre, als schon feststeht, dass der Rumänische Handballverband die Meisterschaft auf dem Großfeld 1963 einstellen wird, ergreifen Peter Mellinger (12. Februar 1931 – 30. Dezember 1989) und Hans Slavik die Initiative und formen eine Kleinfeldmannschaft. In dem parkähnlichen Gelände neben dem Neugässer Friedhof legt die Jugend einen Schlackeplatz an.
„Die Zeitung Neuer Weg hat uns damals als Parkzerstörer angeprangert“, sagt Hans Slavik.
Im September 1963 tritt Hans Pierre seinen Dienst an der Billeder Allgemeinschule an. Er setzt fort, was er schon als Turnlehrer in Triebswetter 1953 begonnen hat: Er gründet und trainiert ab sofort Schüler-Handballmannschaften.
Die Liebe zum Sport entwikkelt Pierre schon als Junge. Er wohnt nicht weit vom Sportplatz in Alexanderhausen.
Sein Großvater drechselt ihm eine Handgranate. Damit und mit einer Kanonenkugel übt er auf eigene Faust immer wieder.
Als Schüler an der Pädagogischen Schule in Temesvar trainiert er weiter.
Anfang der 50er Jahre nimmt er mit der Schülermannschaft sogar an einem Landeswettbewerb in Bukarest teil. Er erzielt mit der Granate eine Landesrekordweite, doch er tritt leicht über, der Rekord wird nicht anerkannt.
Als er 1953 in Triebswetter als Lehrer anfängt, will keiner Sport unterrichten.
Das ist die Chance für den sportbegeisterten Pierre. Er wird Sportlehrer, Handballtrainer und Konditionstrainer der Fußballmannschaft in Triebswetter.
Er legt mit Schülern und deren Eltern einen Kleinfeldhandballplatz an. Die gesammelten Erfahrungen werden ihm später in Billed zugute kommen.
Der Kampf beginnt von vorn. Die Billeder Schule hat keinen Sportplatz. Wenn es regnet, ist kaum Unterricht möglich.
Pierre gründet die ersten Schülermannschaften. Die Idee reift, einen Platz anzulegen wie in Triebswetter.
Um sie verwirklichen zu können, braucht die Schule ein größeres Gelände. Ein Stück Kirchgarten würde reichen.
Der Turnlehrer verhandelt mit Pfarrer Ladislaus Dittrich, der sagt nach anfänglichem Zögern ja. Die Schule bekommt einen Teil des Kirchgartens.
Schüler, Eltern, aber auch Lehrer arbeiten und legen den Platz an.
1974 ist der Handballplatz fertig.
Die schwarze Schlacke dafür wird aus einer Nachbargemeinde besorgt. „Nach dem Sportunterricht haben die Schüler wie Schornsteinfeger ausgesehen“, erinnert sich Pierre.
Doch keiner hat geklagt, alle haben es hingenommen, wie es war.
Aber Pierre gibt sich nicht zufrieden. Er setzt durch, dass Duschräume gebaut werden.
Später erhält der Sportplatz einen roten Schlakkebelag.
1975 oder 1976, Pierre weiß es nicht mehr genau, folgt der nächste Schritt: Der Platz wird asphaltiert. Tribünen werden gebaut.
1977 wird die Flutlichtanlage gebaut. Hauptakteure sind Walter Rieder und Hans Frank. Immer zur Stelle ist in jener Zeit Nikolaus Tasch. Die Glühbirnen besorgen Nikolaus Teiber und Liviu Pop.
Eingeweiht wird die Flutlichtanlage mit einem Spiel gegen Lowrin vor 200 Zuschauern und einem Sieg, der den Spielern viel Applaus einbringt.
Die Billeder Vointa ist in jenen Jahren die einzige Dorfmannschaft, die über eine Flutlichtanlage verfügt.
1966 ist Raimund Steiner zurück in seinem Heimatdorf Billed, von dem der Handballweltmeister und gegenwärtige rumänische Nationaltrainer Peter Ivanescu sagt, er verstehe eine Menge vom Handball.
Nach dem Sportstudium tritt Raimund Steiner seine erste Lehrerstelle in einem Dorf bei Schäßburg an.
Sein Wechsel nach Billed wird möglich nach einem zufällig zustande gekommenen Gespräch in den Ferien an der Schließ.
Er erhält eine Stelle als Sportlehrer an der Traktoristenschule.
An dieser Berufsschule gründet er eine Handballmannschaft und baut auf deutsche Kinder, die bei Hermann-Horst Niesz, der Lowrin in die erste rumänische Liga geführt hat, und bei Manfred Fassel eine gediegene Sportausbildung erhalten haben, und auf rumänische Schüler, Rohdiamanten aus allen Landesteilen.
Mit der Mannschaft der Traktoristenschule gewinnt Raimund Steiner 1967 den vom Landwirtschaftsministerium ausgeschriebenen Landesmeistertitel.
Nächste Station des am 31. August 1941 geborenen Sportlehrers und Trainers ist das Billeder Gymnasium, an dem er eine Mädchenmannschaft gründet.
In Kontakt kommt er mit der Sportart nach der Entlassung aus dem Zwangsaufenthalt im Baragan 1956, als er Schüler am Gymnasium in Hatzfeld wird. Strenge und angesehene Lehrer wie Hans Bräuner, Helmuth Schwarz, Nikolaus Neuhaus und Josef Schäfer prägen ihn und machen ihn zum Feldhandballer.
Unter Trainer Roland Wegemann spielt Raimund Steiner für die Hatzfelder Ceramica, später wechselt er nach Bogarosch, wo er unter Trainer Walther Maiterth ins Handballoberhaus aufsteigt.
Während des Studiums an der Temeswarer Sporthochschule kommt er durchs ganze Land, lernt die schönen siebenbürgischen Städte kennen und lieben.
1968 heiratet er die Kronstädterin Siglinde Dietrich, eine ehemalige Handballerin.
Weil er in Kronstadt in seinem Beruf und Hobby Handball eher und besser weiterkommen kann, wechselt er 1969 an eine Kronstädter Berufsschule.
Er hat wieder Glück und bekommt einen Stelle an der Sportschule in Kronstadt, wo er drei Mädchenmannschaften betreut und einen Landesmeistertitel erringt. Doch den schätzt er nicht so hoch ein, weil es eher ein zweitklassiges Championat war.
Nach einem Jahr wechselt Raimund Steiner an die Honterus- Schule, die anfangs noch Volksschule ist, später aber wieder zum Gymnasium erweitert wird.
1972 siedelt er mit Frau und dem 1969 geborenen Sohn Ingo nach Ratingen bei Düsseldorf um.
Der Bürgermeister möchte, dass er in Ratingen als Handballtrainer und Lehrer tätig wird.
Raimund Steiner wird am Theodor- Heuss-Gymnasium Sport- und Biologielehrer und trainiert die Jugendhandballer des Turnerbundes Ratingen.
Nach einer gewissen Anlaufzeit ist der Verein mit Mannschaften in allen höchsten Spielklassen vertreten.
Anfang der 80er Jahre wechselt er an die Städtische Gesamtschule in Gummersbach, wo er noch heute als Lehrer tätig ist.
Im Laufe der Jahre betreut Raimund Steiner folgende Senioren-Mannschaften: TV Mettmann, Turnerbund Ratingen (beide Oberliga), SC West Düsseldorf (Verbandsliga), DSC Düsseldorf, SSV Marienheide (Regionalliga/Damen), SSV Marienheide (Verbandsliga/Herren) und TuS Derschlag (2. Bundesliga).
„In dieser Sportart bin ich gefeiert und gefeuert worden, ich habe gefeiert und gefeuert, und habe nie aufgegeben“, sagt Raimund Steiner.
Doch all das sei nur möglich gewesen, weil seine Frau mitgemacht und alles akzeptiert habe. „Sie hat das Familienleben organisiert und sich um die Kinder gekümmert.“
Nachdem Raimund Steiner Billed in Richtung Kronstadt verlassen hat, macht der Billeder Handball, abgesehen von den Schülermannschaften Pierres, erneut ein Tief durch.
Die Arbeit, die Pierre an der Allgemeinschule und am Gymnasium in Billed leistet, aber auch das Wirken von Raimund Steiner als Sportlehrer an der Traktoristenschule machen sich jetzt bezahlt.
Pierre kann auf gute Spieler bauen. Dazu gehören Georg Frecot als Kreisläufer und Hans Neiß als Spielmacher, die Pierre die beiden talentiertesten Spieler nennt, die er je trainiert hat.
Schütze vom Dienst in dieser Mannschaft ist Hans Frank.
Zu diesen Spielern stoßen weitere junge Billeder, die das Publikum immer wieder beigeistern.
Dazu gehören: Helmut Hehn, Werner Billinger, Adam Csonti, Michael Klein-Sortoc, Dietmar Welter, Hans Hora, Peter Hehn, Werner Steiner, Josef Ballmann, Helmut Faller, Constantin Deleanu, Peter Gilde, Nikolaus Andre, Adam Rugel und als Torsteher Jakob Klein, Jakob Groß, Werner Rieder, Robert Fischer, Werner Gilde, Hans Klein, Ioan Petolescu, Sandu Naidin, Mircea Draia und Cornel Cretu.
Im Laufe der Jahre kommen hinzu: Roland Ruß, Harald Ballmann, Hans Hehn (Neugasse), Egon Gilde, Hans Koch, Liviu Pop, Horst Alexius, Horst Neumann, Alfred Engrich, Dumitru und Mircea Gorea und Damian-Peter Dumitru-Braun. In den ersten Jahren ist Hans Slavik Co-Trainer. In dieser Funktion unterstützt er Pierre tatkräftig.
Selbst als Ausrichter von zwei Endrunden schafft es die Mannschaft nicht.
Besser als die Billeder sind in jenen Jahren nach Einschätzung Pierres lediglich die Mannschaften aus Hatzfeld, Großsanktnikolaus und Technometal Temeswar.
1974 wird bei der Vointa in Billed eine Jugendmannschaft ins Leben gerufen. Matthias Landgraf und Hans Slavik junior betreuen sie.
Sie bilden junge Spieler aus, die in die erste Mannschaft wachsen werden. Dazu gehören: Günther Neisz, Marius Mocioiu, Hans Lay, Horst Breitenbach, Hans Koch, Walter Muhl, Hans Werhof, Hans Frank, Adi Frank, Eduard Schortje und Walter Engrich.
Im Rückblick sagt Pierre, er habe Glück gehabt, dass seine Schüler trotz seiner „nicht immer humanen Methoden stets sehr lernwillig waren“.
Heute tue es ihm leid, dass er nicht habe akzeptieren wollen, dass es im Sport auch Antitalente gibt. Von den Talenten habe er stets sehr viel verlangt, aber er habe sie auch gefördert.
Er sei wegen seiner Arbeit bewundert, aber auch beneidet worden. „Ich habe stets den Ehrgeiz gehabt, zu beweisen, dass wir besser sind als die anderen.“
Der Schiedsrichter verpfeift die haushoch überlegene Billeder Mannschaft, die das Spiel durch ein Siebenmetergeschenk in letzter Minute verliert.
Nach dem Strafwurf geht der überragende Billeder Torwart Cornel Cretu, der schon im Halbfinale ein halbes Dutzend Strafwürfe gehalten hat, spontan auf den Schützen los. Die ganze Mannschaft tut es dem Torwart gleich.
Es kommt zur Schlägerei.
Nach dem Spiel erfährt Pierre erst, dass rund um den Platz geäußert worden war: „Diese Deutschen aus Billed dürften um keinen Preis gewinnen“. Dabei hat die Mannschaft nur zur Hälfte aus Deutschen bestanden.
Ergebnis: Die Polizei verhört Pierre und Deutschlehrer Franz Trendler. Pierre muss 1000 Lei Strafe bezahlen, Trendler 1500.
Nach einem Turnier in Billed, an dem 1974 auch eine Mädchenmannschaft von Empor Rostock teilnimmt, muss sich Pierre sogar vor der Securitate rechtfertigen.
Alle Mannschaften hatten Blumen bekommen, lediglich die Mädchen der Temesvarer Sportschule nicht.
Ein Versehen, von dem der Trainer nichts weiß.
„Ein netter Lehrerkollege“ zeigt ihn an.
Doch Pierre hat Glück, das Verhör endet glimpflich. Denn er hat im Dorf auch Fürsprecher. Dazu zählt Pierre den inzwischen gestorbenen Gemeindesekretär Liviu Margan und Bürgermeister Hans Schmidt, aber auch die vielen Helfer, deren Zahl Pierre mit wenigstens 100 angibt.
Ab und an gehen Trainer und Helfer von Haus zu Haus, um für den Handball und die Mannschaft zu sammeln. „Wir haben regelrecht gebettelt. Traurig, aber wahr“, sagt Pierre heute.
„Ich habe mich manches Mal geschämt.“
Einem Einzigen gelingt es jedoch, den Trainer zu erniedrigen, das ist der inzwischen gestorbene LPG-Vorsitzende.
„Für 90 Prozent der Ausfahrten mit der Mannschaft musste ich ihn in einem der Wirtshäuser suchen und anflehen, der Mannschaft ein Auto oder einen Traktor mit Anhänger für die Fahrten zu Auswärtsspielen zur Verfügung zu stellen.
Er hat mich zur Sau gemacht, und ich musste lächeln.
Er hat mich auch abgewiesen wie einen Bettler.“
1982 wirft Pierre das Handtuch, er will mit der Familie Rumänien verlassen. Das gelingt ihm auch 1983.
Nach ihm übernehmen für kurze Zeit Nikolaus Frecot und Hans Hehn die beiden Mannschaften. Sie übergeben sie später Adam Csonti, dem vorerst letzten Handballverrückten in Billed.
Hans Pierre ist stolz auf seinen Schüler.